30.01.2014

Schlagartig Ruhe

In 1400 Bohrlöcher brachte Sprengmeister Eduard Reisch im AfE-Turm 950 Kilo Sprengstoff unter

Sozialer Stress. Eduard Reisch rechnet an Tagen wie diesen mit „sozialem Stress“. Auch nach beinahe drei Jahrzehnten in seinem Beruf kennt der routinierte Sprengmeister dieses Gefühl. Am kommenden Sonntag dürfte es für ihn und seine Helfer vom Technischen Hilfswerk und der Bundeswehr wieder so einen Tag geben: Um kurz vor 10 Uhr sendet Reisch das erste Signal. Ein lang gezogenes, das Warnung sein soll. Die Sprengstelle, der AfE-Turm in Bockenheim, und das Umfeld sind dann von Passanten, Neugierigen und Schaulustigen in einem Umkreis von 250 Metern unverzüglich zu verlassen.

Ein paar Minuten später ist es dann soweit, berichtet der Sprengmeister an diesem Nachmittag im Turm, an dem er gemeinsam mit ABG-Geschäftsführer Frank Junker und Ilmi Viqa, dem Chef der von der ABG beauftragten Abbruchfirma AWR, wenige Tage vor der Sprengung noch einmal für Fragen von Journalisten zur Verfügung steht. Innerhalb von zehn Sekunden stürzt am Sonntag das vier Jahrzehnte alte Gebäude am Vormittag in die Tiefe. Reisch hat dann die Sprengung mit 950 Kilogramm Dynamit in Gang gesetzt.

Von Anfang der Woche an lud Reisch mit seiner Mannschaft den Sprengstoff. An diesem Nachmittag ist zwischen dem 39. Stock und dem Keller bereits mehr als 90 Prozent des Materials platziert. „Das geht zügig“, berichtet Reisch. Schließlich seien die Vorarbeiten auf der 1600 Quadratmeter großen Fläche pro Stockwerk gut gelaufen:

In den 1,20 Meter mal 1,20 dicken Pfosten, die den 116 Meter hohen Turm tragen, bohrten Reichs Mitarbeiter tiefe Löcher, um die an Zigarren erinnernden Schlagpatronen positionieren zu können. Etwa 1400 dieser Bohrlöcher finden sich über den gesamten Turm verteilt, werden aber erst kurz vor der Sprengung scharf gestellt.

Um sich den Ablauf der Sprengung vorzustellen, bemüht Reisch das Bild eines Baumes, „der mit zwei Keilen zu Fall gebracht wird“: Sprengsätze im 5. und 17. Stockwerk sorgen dafür, dass der obere Teil des Turms nach Süden, der untere Teil nach Norden kippt. Damit werde der Kern des Gebäudes geschafft. Drei Sekunden, nach dem der Skelettbau in die Kelleretage gestürzt ist.

Dann gehört der AfE-Turm zur Geschichte der Goethe-Universität. „Und für die Nachbarn kehrt schlagartig Ruhe ein“, sagt ABG-Chef Frank Junker. Sonntagmittag sei diese Art Stress vorbei, setzt Junker hinzu.

 

Fotos: Alex Kraus/ABG

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