15.12.2010

Kongress über dezentrale Energieerzeugung und virtuelle Kraftwerke

Kongress über dezentrale Energieerzeugung und virtuelle Kraftwerke: Stadträtin Dr. Rottmann, Mainova und ABG berichten über Projekte und Vorhaben in Frankfurt

Bei einem Kongress der ABGnova GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen des Energieversorgers Mainova AG und der ABG FRANKFURT HOLDING GmbH, stand am heutigen Mittwoch das Thema „Dezentrale Energieversorgung und virtuelle Kraftwerke“ im Mittelpunkt. Frankfurts Umweltdezernentin Dr. Manuela Rottmann, die Mainova-Vorstände Dr. Constantin H. Alsheimer (Vorsitzender) und Dr. Marie-Luise Wolff sowie der Vorsitzende der Geschäftsführung der ABG FRANKFURT HOLDING GmbH, Frank Junker, schilderten den rund 120 Gästen aktuelle Projekte und künftige Entwicklungen in Frankfurt.

So wird ab Januar 2011 erstmals in Frankfurt ein virtuelles Kraftwerk bestehend aus Blockheizkraftwerken (BHKW) getestet. Ein virtuelles Kraftwerk ist ein Zusammenschluss vieler kleiner, dezentraler Stromerzeuger (z.B. BHKW), die gemeinsam ein Kraftwerk ersetzen können. Bei dem Feldversuch in Frankfurt werden zunächst zwei BHKW zusammengeschaltet und von einem zentralen Rechner gesteuert. Die Blockheizkraftwerke in der Ostendstraße 12 und der Hermann-Brill-Straße 42a haben eine Leistung von jeweils 34 Kilowatt (kW) elektrisch und 78 kW thermisch. Insgesamt werden mit den beiden BHKW rund 320 Wohnungen versorgt. Bei dem Feldversuch wird neben der Technik auch die Wirtschaftlichkeit des virtuellen Kraftwerks untersucht.

Frankfurts Umweltdezernentin Dr. Manuela Rottmann hob in ihrem Vortrag das große ökologische Potenzial virtueller Kraftwerke und der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) hervor. Derzeit gebe es in Frankfurt bereits 170 Blockheizkraftwerke mit einer Leistung von mehr als 20 Megawatt (MW). Sie forderte von Bund und Land bessere Rahmenbedingungen für die Kraft-Wärme-Kopplung. „Neue KWK-Anlagen, ob große Heizkraftwerke oder kleine dezentrale Anlagen, müssen sich gegen die Strompreise aus alten abgeschriebenen Großanlagen bewähren. Das ist nicht immer einfach und manchmal auch unmöglich.“

Dabei passen aus Rottmanns Sicht Kraft-Wärme-Kopplung als Prinzip der Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger gut zusammen. Als Beispiele nannte sie die Gewinnung von Strom und Wärme aus Bioabfällen, Grünschnitt oder Sperrmüll-Holz. „Der Einsatz erneuerbarer Energieträger in KWK-Anlagen wird die Zukunft einer hocheffizienten und intelligenten Energieversorgung in den Städten sein.“

Der Mainova-Vorstandsvorsitzende Dr. Alsheimer sagte mit Blick auf die großen Vorteile dezentraler Anlagen und der KWK: „In dezentralen Anlagen werden Strom und Wärme genau dort erzeugt, wo sie auch benötigt werden. So kann die Wärme ohne Übertragungsverluste direkt vor Ort genutzt werden. Darüber hinaus lassen sich kleine dezentrale Anlagen gut mit erneuerbaren Energien kombinieren, beispielsweise indem ein virtuelles Kraftwerk die Versorgung übernimmt, wenn gerade keine Sonne scheint oder kein Wind weht.“ Dr. Alsheimer ergänzte: “Die Mainova AG setzt bereits seit vielen Jahren auf die großen Vorteile der Kraft-Wärme-Kopplung. Bei sämtlichen Frankfurter Mainova-Kraftwerken handelt es sich um KWK-Anlagen. Dank ihres höheren Wirkungsgrades von bis zu 90 Prozent produzieren KWK-Anlagen viel umweltschonender Strom und Wärme als herkömmliche Kraftwerke. Die erzeugte Wärme kann gerade in dicht besiedelten Gebieten wie Frankfurt hervorragend und mit nur sehr geringen Übertragungsverlusten genutzt werden. Deshalb treibt die Mainova den Ausbau der Fernwärme in Frankfurt voran und wird bis 2013 einen umfassenden Wärmenetzverbund herstellen.“

„40 Prozent des Energieverbrauchs entfallen auf Gebäude, deshalb ist gerade die Wohnungswirtschaft aufgefordert, ihren Anteil zum Klimaschutz und zur CO2-Minimierung zu leisten. So hat die ABG FRANKFURT HOLDING GmbH in den letzten zehn Jahren 22 Mio. Liter Heizöl und 50.000 Tonnen CO2 eingespart durch konsequente energetische Sanierung im Altbestand und dem Bau von Passivhäusern“, so Frank Junker, der Vorsitzende der Geschäftsführung der ABG FRANKFURT HOLDING GmbH. Er appelliert in diesem Zusammenhang an seine Kolleginnen und Kollegen in der Wohnungswirtschaft, dem Vorbild der ABG zu folgen, denn nur mit der Wohnungswirtschaft ist der Energieverbrauch zu reduzieren und damit CO2 weiter zu minimieren. „Zur Steigerung der Energieeffizienz bei ihren Gebäuden setzt die ABG auf höchsten Wärmeschutz und Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien oder Kraft-Wärme-Kopplung“, sagt Frank Junker. Mit virtuellen Kraftwerken gehen ABG und Mainova noch einen Schritt weiter: „Unsere Liegenschaften werden zuverlässig mit BHKW-Wärme versorgt und gleichzeitig erzeugen wir Strom als Ergänzung zu Wind- und Solaranlagen.“

Dr. Marie-Luise Wolff, für Beschaffung zuständiges Vorstandsmitglied der Mainova, hob hervor, dass die Auswirkungen des Zubaus dezentraler Erzeugungsanlagen wie etwa Windkraft oder Photovoltaik auf den Großhandelsmarkt nicht zu unterschätzen seien. Der Zubau wirke sich nicht nur auf den Stromhandelsmarkt in Deutschland, sondern europäisch aus, da die Handelsmärkte in Europa gekoppelt seien. Auswirkungen seien in drei Richtungen zu verzeichnen. Einerseits habe der forcierte Ausbau erneuerbarer Erzeugungsträger einen dämpfenden Effekt auf die so genannte Spitzenlast, andererseits auf die Einsatzfolge von Kraftwerken, die „Merit Order“, und schließlich bei Investitionsanreizen für neue Erzeugungsanlagen.

Grundsätzlich würden Markt- und Preisprognosen durch die auf europäischer Ebene unterschiedlich starken staatlichen Eingriffe erheblich erschwert, was die Planungssicherheit investitionswilliger Energieversorger senke. Durch die forcierte Förderung würden zur Zeit sogar gegenläufige Effekte ausgelöst, da sich moderne umweltschonende Anlagen beim derzeitigen Preisniveau kaum rechneten. „Als investitionswilliger Energieversorger wünschen wir uns natürlich mehr Planungssicherheit. Trotz des unsicheren Marktumfeldes wird Mainova in den nächsten fünf Jahren einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in regenerative Energieproduktion investieren, um den Weg in eine umwelt- und klimafreundliche Zukunft mit zu gestalten.“

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